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  Teil 2
Gedanken zur Religion

 

 

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Zu Teil 1
Zum 3. Teil

Bedenkt man, dass die Bücher des alten Testaments und die Bücher der Evangelisten, erst von vielen Generationen von Mund zu Mund getragen, bevor sie niedergeschrieben wurden, liegt es nahe, dass sie im Laufe der Zeit von den vielen Erzählern nach Gutdünken ausgeschmückt und glorifiziert wurden. Doch trotz der möglichen Veränderungen spiegeln die Berichte des alten Testaments eine frühjüdische Geschichte, die fragen lässt: Waren nicht alle Propheten Hoffnungsverkünder, Mahner und Moralisten zugleich, die einer immer wieder aus den Fugen geratenen, verdorbenen jüdischen Gesellschaft Einhalt in ihrem Tun und Lassen und die Besinnung auf die zehn Gebote gepredigt haben? War nicht auch Jesus, der predigen Zimmermann ein Moralist, der gegen die Machenschaften der Kirche und ihre verkommenen Priester wetterte? Und haben nicht alle Propheten viel mit den Reformatoren der katholischen Kirche des Mittelalters gemeinsam?

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Um die Zeitenwende war Palästina, das Land der Juden, ein von den Römern erobertes Gebiet, dass seit Jahrzehnten gnadenlos und rücksichtslos von den Besetzern ausgebeutet wurde. Stetige Aufstände und Kleinkriege gegen die Römer waren der Alltag. Die Menschen aber, die die Lasten und Leiden der ewigen Kämpfe zu tragen hatten, waren Kriegsmüde und sehnten sich nach Frieden.

In dieser Zeit kam ein unbekannter Zimmermann, kaum 30 Jahre alt. Er kritisierte die Herrschenden der Gesellschaft, erinnerte an die heiligen Werte des Glaubens, an die Werte der Gebote und sprach von Wegen auf denen ein friedliches Zusammenleben möglich sei. Leidtragende und geschundene Männer, die seine Worte hörten, waren begeistert und wurden seine ersten Anhänger, seine Jünger.

Schon bald sah die einflussreiche, kriegslüsterne Gruppe der Gesellschaft, die glaubte nur mit ständigem Widerstand sich des römischen Joches entledigen zu können, in dem Zimmermann, einen lästigen Prediger und in seine ständig wachsenden Anhängerschar eine Gefahr, die ihre Ziele gefährdete. Also stempelte man ihn, um ihn unschädlich zu machen, kurzer Hand, wie heute noch weltweit üblich, zum Feind im eigenen Land und klagte ihn mit Hilfe eines gekauften Zeugen und Verräters an. Er wurde schuldig gesprochen und ans Kreuz geschlagen.

Damit war geschichtliche Jesus, der ungeliebte Zimmermann und Prediger gestorben und der Gottessohn geboren. Der Legende nach ist er am 3. Tage wieder auferstanden von den Toten und lebt fortan als Jesus Christus (Christus = der Gesalbte) der Messias im Himmel und auf Erden. Die Vergötterung des Zimmermanns, Mahners und Predigers und der Glaube an seine Auferstehung, war dann auch die Geburt einer neuen, sich vom Judentum abspaltenden Religion - das Christentum.

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In den folgenden 300 Jahren verdrängte der christliche Glaube weite Teile des Judentums im Orient, Arabien, Nordafrika und schwabte über Kleinasien und Griechenland bis nach Rom, wo es anfangs bekämpft und schließlich im 3. Jahrhundert von Konstantin dem Großen zur Staatsreligion ernannt wurde. Die Legende besagt: Vor einer Schlacht gelobte Konstantin Christ zu werden, so er den Feind besiege. Er siegte, glaubte, der Gott der Christen habe ihm zum Sieg verholfen und er dankte ihm, in dem er das Christentum zur Staatsreligion erklärte.

Blickt man kritisch auf dieses Geschehen zurück und wertet die gepredigten Worte des jungen Christentums, die Gebote zu achten und friedlich miteinander zu leben, so offenbart sich ein Widersinn. Ein Krieg, ein Sieg, ohne die Gebote, du sollst nicht töten, nicht rauben und nicht lügen zu missachten, ist nicht möglich. Aus diesem Blickwinkel gesehen zeigt sich, wie sehr das Denken und Streben der herrschenden Kirchenmänner schon damals, kaum dass die Geburtswehen des jungen Glaubens überwunden waren, sich als Diener der politischen Macht entwürdigten, um ihr eigenes Dasein zu festigen. Ein Tun der Kleriker, das bis in die Gegenwart erhalten geblieben ist.

Somit war die Einführung des christlichen Glaubens, zur römischen Staatsreligion zugleich ein Dolchstoß gegen die Gebote - du sollst nicht ---

Nachdem die christliche Religion zur Staatsreligion erklärt, war auch ein Weg geschaffen, auf dem die späteren Bischöfe von Rom, schlicht das Papsttum nach einer Macht streben konnte, der allen weltlichen Regenten seien es Fürsten, Könige und Kaiser untertan sein sollten. Dieses Streben erreichte im Jahre 800 mit der päpstlichen Kaiserkrönung Karl des Großen einen ersten Höhepunkt und wurde im Jahre 1077 mit dem erniedrigenden Gang Heinrich IV nach Kanossa noch gesteigert.

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Die Untaten des Papsttums, der Päpste, der Kardinäle, der Bischöfe und so manches Tun ihrer talarbekleideten Frontkämpfer, die sich im Mittelalter hinter dem Wort Kirche versteckt zugetragen haben, füllen Bibliotheken und zwingen das Wort Kirche genauer zu beleuchten. Im allgemeinen geht es ja mit achtenswerten und ehrbaren Begriffen einher. Beim genauen Hinsehen jedoch zerfällt es in zwei Begriffe. Zum einen ist die Kirche, ein Dom, ein Münster, ein Gemäuer, ein massives Gebäude mit einem Turm, der den Ort überragt. Betritt ein Gläubiger mit der Mütze in der Hand ein derartiges Bauwerk, das, so lehrt man, ein Gotteshaus sein soll und betrachtet die kunstvollen Skulpturen, die vielen frommreligiösen goldgerahmten Bilder und andere Kunstwerke der biblischen Geschichte, so stürmen, vom hohl raunenden Echo des Raumes getragene, nicht beschreibbare Empfindungen auf ihn ein, die ihn tief berühren. Er erstarrt nahezu ehrfürchtig.

Ebenso ergeht es dem nachdenklichen vom christlichen Gedanken beseelten Besucher, dem sich aber nach einem besinnlichen Umschauen die Frage aufdrängt: Was mag wohl der liebe, der gerechte Gott, der Trost der Armen und Ärmsten zu all diesen betörenden Blendwerken sagen. Muss er nicht den Kopf schütteln und sich abwenden, wenn er zugleich daran denkt, dass all dieser überladene Prunk, der ihn würdigen und verehren soll, oftmals mit blutbesudelten Geldern bezahlt wurde, die nicht selten die Werte der Gebote verhöhnt haben.

Zum anderen haben sich hinter dem Wort Kirche Menschen in Ornate und Talare verborgen, die meist gold- und machtgierig, dogmatisch, diktatorisch, vorteilsbedacht und selbstgefällig bestimmt haben, was der fromme Kirchengänger zu glauben und zu denken, was er als recht und richtig zu erachten hatte. Männer die mit zynischen, hasserfüllten Fratzen den Hexenverbrennungen zu geschaut und den Ablasshandel und die Inquisition auf dem Gewissen haben. Und nicht zuletzt waren es Männer, für die die Erde bis in das 19. Jahrhundert noch eine Scheibe war, die das naturwidrige Zölibat zu einem Kirchengesetz gemacht und die noch 1870 auf einem Konzil beschlossen haben, dass der Papst in allen Fragen des Glaubens und der Sittenlehre als Vertreter Gottes auf Erden in seinen Entscheidungen unfehlbar sei. Männer, die glauben ließen ihr Tun und Lassen sei heilig, gottgewollt und jede Kritik an ihren Machenschaften sei eine Gotteslästerung, die bestraft werden müsse.

Ein Pfeiler des christlichen Gedankens sind die Gebote: Du sollst nicht töten, nicht lügen und nicht rauben. Sie aber wurden und werden noch heute von fast allen Herrschern dieser Welt mit dem Stillschweigen der Kirchen(männer) also mit ihrem indirekten Segen, mit Füßen getreten.

Zum Nachdenken zwingt auch das 1. Gebot. Wertet man die Schrift, verehrten die Juden seit Abrahams Zeiten nur einen Gott. Nirgends in der Schrift wird berichtet, dass Nachkommen Abrahams dieses Gebot missachtet haben. Wieso, so dürfen die Gedanken dann doch fragen, wurde viele Generationen später, Moses in einem Gespräch mit Gott als erstes gesagt: Ich bin der Herr dein Gott, du sollst nicht andere Götter haben neben mir. Die Menschen kannten und verehrten zu der Zeit doch nur den einen Gott, den sie Jahve nannten. Das gibt doch keinen Sinn. Liegt es da nicht nahe, dass die Aussage des Gebotes im Laufe der Zeiten, von daran interessierten Machthabern geändert wurde und ursprünglich geheißen hat: Ich bin ... Du sollst keine Menschen vergöttern! Das wäre doch eine Lehrthese die bis in die Gegenwart ihren Sinn und ihren Wert erhalten hätte. Denn dass dort, wo der Mensch den Menschen vergöttert hat, der Teufel reichlich ernten konnte, hat die Geschichte im alten Ägypten, in den mittelamerikanischen Indianer Kulturen und letztlich in allen Diktaturen, weltweit, bis in die Gegenwart hinein vielfältig bewiesen.

Aber auch die vielen, von Menschen erdachten Schutzheiligen, die als Hilfsgüter verehrt und inbrünstig angebetet werden, wären letztendlich ein Widerspruch zum 1. Gebot. Desgleichen müsste auch für die Marienverehrung und die Vergötterung des gekreuzigten Zimmermanns gelten.

Ich bin der Herr dein Gott, du sollst keine Menschen vergöttern. Gewiss, man kann Menschen achten und verehren. Sie dürfen Vorbild sein. Sie zu idealisieren oder gar heilig sprechen, dürfte hingegen bestenfalls ein frommes Übertreiben und wie jedes Übertreiben, ein Übel sein. Kirchen kritische, theologenfremde Gedanken. Denn noch immer lassen sie die Gläubigen bekennen und beten: Ich glaube an Gott, seinen Sohn und den Heiligen Geist? Und damit nicht genug, sie sollen auch noch an eine heilige Kirche und an eine Gemeinschaft der Heiligen glauben.


An einen Gott zu glauben wird von einer tiefen inneren Eingebung getragen. An einen Gottessohn und an einen heiligen Geist zu glauben sind schlichte, von Menschen erdachte Forderungen. An eine heilige christliche Kirche zu glauben kann man nur profan nennen, so man nur einem Blick in die Vergangenheit der Kirchengeschichte wirft. An eine Gemeinschaft der Heiligen zu glauben, ist schlicht absurd.

Aber auch die Lehre ‘Gott sei allmächtig, alles Geschehen dieser Welt sei sein Wille’, ist sicherlich ein Produkt menschlicher Gedanken, die Zweifel und Widersprüche nähren. Wäre er allmächtig, so wären auch alle Naturkatastrophen und die verheerenden Kriege sein Wille. Das aber widerspricht die Lehre von einem gütigen Gott, der die Menschen liebt.

Nimmt man hingegen an, dass die Naturgewalten, die den Erdball von einem einst glühenden Gestein bis in die heutige Zeit stetig verändert haben, ureigenste Gesetze unterworfen sind, und dass Kriege von macht- und geldgierigen Menschen gemacht werden, die nur einem Gott dienen, dem Mammon, dann wird auch das Walten eines Gottes eingeschränkt und erklärbarer. Es bezieht sich dann auf eine ordnende Kraft, die im Menschen lebt, die über sein Tun wacht, die er anerkennen und respektieren sollte, so er als ein geachtetes Mitglied in einer Gemeinschaft leben möchte.


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